Predigt zur Klosterprimiz - nur die Eucharistie bleibt
Lieber P. Josef, hochwürdiger Neupriester! Liebe Mitbrüder!
Liebe Christen, Schwestern und Brüder!
„Bleibt in meiner Liebe“, ruft uns Jesus heute im Evangelium zu. „Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt.“
Wir Christen verstehen das Wesen Gottes als Dreifaltigkeit, als Liebe und Gemeinschaft.
Und in dieser Gemeinschaft sollen wir bleiben, in ihr leben, in ihr und durch sie heraus wirken. Berufen sind wir dazu alle durch die Taufe auf den dreifaltigen Gott, verstärkt durch unsere Profess und in manchen noch deutlicher eingeprägt durch das Sakrament der Priesterweihe. Eine „Stabilitas in der Liebe Gottes“, könnte man es benediktinisch bezeichnen;
Ein dauerhaftes Bleiben in Gottes Liebe.
Dieses Geheimnis des Liebens einzuüben, ist uns allen aufgetragen.
Menschen dabei zu helfen und zu unterstützen, in der Liebe Gottes auszuhalten, zu bleiben, ist nun deine dringendste Aufgabe, lieber Neupriester P. Josef.
Am vergangenen Sonntag wurdest du vom Bischof mit zahlreichen Fragen konfrontiert, die das Wesen des Priestertums ausbuchstabieren. „Ich bin bereit“ war deine klare Antwort.
Du stellst dein Leben unter das Zeichen des Kreuzes, unter diese Liebe Gottes des Dreifaltigen, die – auch als Priester – nur in und mit und für eine Gemeinschaft funktioniert.
Die intensivste Auseinandersetzung mit der Liebe Gottes zu uns Menschen ist wohl die Feier der Eucharistie.
Durch die Übergabe der Gaben des Volkes, Brot und Wein, an dich im Rahmen der Weiheliturgie, hast du diesen vornehmsten Dienst des Priesters im wahrsten Sinn des Wortes „in die Hand bekommen“. Am Altar vollzieht sich diese Liebe Gottes: Er schenkt sich uns bedingungslos, aber nicht erwartungslos. Liebe, die Gegenliebe, Erwiderung braucht.
Vom Priester, der die Eucharistie feiert und - angeleitet durch ihn - von den Menschen, die mit ihm dieses Liebesmahl begehen.
Schwestern und Brüder!
Lieber P. Josef!
Es war vor einigen Monaten.
Ich traf im Rahmen einer Taufe in meiner Pfarre auf ein kleines Mädchen, ein paar Jahre alt.
Sie stand vor mir und starrte mich an. Dann kam ihre Frage: „Bist du Gott?“ Ich musste auflachen, weil sie so entzückend war und dachte, wenn ich Gott wäre, bekomme ich nicht den Respekt, den ich verdiene.
Immer wieder hören wir in den Evangelien und Lesungen die Worte Jesu, wo er von sich selbst als dem Brot des Lebens, der Eucharistie, spricht: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer dieses Brot isst, wird ewig leben, und das Brot, das ich gebe, ist mein Fleisch für das Leben der Welt.“
P. Josef, du wirst künftig zahlreiche Taufen und Trauungen feiern. Dabei triffst du sicherlich auf viele Menschen, die sogenannte „Fernstehende“ sind, also wenig bis gar nichts mit der Kirche mehr zu tun haben. Es wird aber auch nicht wenige Menschen geben, die nach dem Sonntagsgottesdienst dich ansprechen und sich bedanken werden. Dabei tauchen dann folgende Sätze immer und immer wieder auf:
„Wo waren solche jungen Priester, als ich aufgewachsen bin?“
Oder: „Wenn es solche Priester gegeben hätte, wäre ich vielleicht nicht aus der katholischen Kirche ausgetreten.“
Oder: „Wenn es mehr solche jungen Priester geben würde, würde ich wieder in die Kirche gehen oder würden überhaupt mehr Leute in der Kirche sein.“
Wie oft habe ich das selber schon gehört. Natürlich fasse ich das stets als Kompliment auf, ist ja klar. Das ermutigt sehr.
Lieber P. Josef!
Wir sind dankbar, dass Gott dich zu uns ins Benediktinerstift Admont berufen hat. Dankbar, dass du mit P. Petrus am letzten Sonntag zum Priester geweiht wurdest. Es begeistert mich, dass sich heutzutage immer noch junge Menschen für den Ordensberuf und den Priesterberuf entscheiden. Denn: Mönchsein und Priestersein sind wunderschöne Berufungen und ich persönlich bereue es überhaupt nicht. Wir Priester insgesamt bemühen uns, für die Menschen da zu sein und Gott bekannt zu machen in dieser Welt. Den Menschen diese Liebe Gottes, von der im Evangelium die Rede war, nahe zu bringen.
Aber, lieber Neupriester und liebe Schwestern und Brüder, lasst uns eines ganz klarstellen: Der einzige Grund katholisch zu sein ist Jesus in der Eucharistie, in den Zeichen von Brot und Wein. Das ist der Grund, zur Messe zu gehen.
„Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer dieses Brot isst, wird ewig leben, und das Brot, das ich gebe, ist mein Fleisch für das Leben der Welt.“- „Bleibt in meiner Liebe!"
Ein Priester wird nie so großartig sein, dass er besser ist als die Eucharistie, und ein Priester kann nie so schlecht sein, dass es Sinn hätte, aus der Kirche auszutreten oder den Glauben zu wechseln und dadurch auf die Eucharistie zu verzichten.
Freilich: Priester sollten sich in ihren Predigten viel Mühe geben und versuchen, eine Verbindung zu den Menschen aufzubauen, aber dennoch: In der Messe geht es nicht um die Person, die vorne steht, sondern um die Person auf dem Altar und im Tabernakel. Es geht um
Jesus Christus. Priester kommen und gehen: Lustige Priester, grantige Priester, kluge Priester, kleine Priester, große Priester, junge Priester, alte Priester. Nur die Eucharistie bleibt. Sie bleibt. Die Stabilität der Liebe Gottes!
Nicht umsonst dreht sich die Hälfte unserer Messe um die Eucharistie. Der Priester bereitet alles vor und wir sprechen viele Gebete. Wir verbringen viel Zeit damit, euch allen in der Kommunion die Eucharistie zu geben. Und es gibt einen Grund, warum wir so viel Zeit darauf verwenden, denn es ist das Wichtigste. Es ist das Allerheiligste, das wir haben.
Wenn für Menschen die Eucharistie nicht wirklich Jesus ist, mögen sie in eine andere Kirche gehen, wo es vielleicht mehr Musik und fetzigere Predigten gibt, wo es lustiger und ausgelassener zugeht. Aber wenn die Eucharistie Jesus ist und wir Jesus Christus wollen, dann macht es keinen Sinn, woanders hinzugehen oder gar nirgends mehr hinzugehen.
Um also die Frage des kleinen Mädchens zu beantworten: „Bist du Gott?“ Nein, nein, bin ich nicht. Wir Priester sind nicht Gott.
Aber, P. Josef: DU kannst als Priester den Menschen sagen und zeigen, wo sie Gott finden. Versuche bitte jeden Tag, wenn du aufwachst ein guter Priester für die Menschen zu sein. Manchmal wirst du Erfolg haben, oftmals wirst du scheitern. So geht es uns allen.
Aber: Gott sei Dank bleibt die Eucharistie, bleibt Jesus Christus, bleibt die Liebe des dreifaltigen Gottes.
Amen.